Eine Lodenjacke für den Frühling

Loden ist eine Sammelbezeichnung für grobe, widerstandsfähige Wollstoffe. Ursprünglich galt die Bezeichnung Loden für derbe, nicht gewalkte Wollstoffe. Seit dem Hochmittelalter wurde Loden gewalkt – eine Art Knet– und Waschtechnik, welche besonders Wollstoffe dichter und robuster macht. Der gewalkte Loden wurde anschließend auch als Wolltuch bezeichnet.

Heute findet man unter dem Begriff Loden oder Walkloden häufig zwei grundlegend verschiedene Wollstoffe: Als Walkloden werden fast immer gewirkte, d.h. gestrickte, Wollstoffe angeboten, wohingegen der klassische Loden oder auch Tuchloden ein gewebter Stoff ist. Diese beiden Varianten haben durch ihre unterschiedliche Herstellung verschiedene Eigenschaften. Gewirkter Loden ist sehr weich, dehnbar und eher winddurchlässig. Tuchloden ist ein festes, nicht dehnbares und windabweisendes Material.

Ein hochwertiger Loden besteht zu 100 Prozent aus Schurwolle. Somit besitzt der fertige Wollstoff alle positiven Eigenschaften dieses wunderbaren Naturmaterials: Wolle besitzt hervorragende klimatische Eigenschaften. Sie wirkt isolierend und wärmend, vermeidet aber auch einen Hitzestau. Durch das von Natur aus enthaltene Lanolin besitzt Wolle eine Imprägnierung. Wolle nimmt kaum Gerüche auf und ist im gewissen Maße sogar schmutzabweisend. Im Gegensatz zu synthetischen Bekleidungsmaterialien, wie beispielsweise Polyester oder Softshell, dichten Wollstoffe nicht komplett ab und sind atmungsaktiv.

Über viele Jahrhunderte hinweg waren Wollstoffe ein alltägliches Bekleidungsmaterial. Sucht man heute nach Kleidung aus Wolle, dann findet man nur noch wenig Auswahl. Kein Wunder, denn im Vergleich zu Loden aus reiner Schurwolle, sind synthetische Materialien wie Polyesterfleece deutlich schneller und effizienter in ihrer Herstellung. Für reine Schurwolle muss erst ein Schaf die Wolle produzieren. Die Wolle muss nach der Schafschur gereinigt, zu Wollgarn weiterverarbeitet, dieses gewebt und anschließend gewalkt werden, damit daraus Loden entsteht. Das macht sich natürlich auch beim Preis des fertigen Kleidungsstücks bemerkbar. Wollprodukte müssen sogar ein gewisses Preisniveau haben, da Dumpingpreise sonst nur auf Kosten des Tierwohls möglich sein können.

Recherchiert man nach hochwertigen Lodenstoffen, kommt man an der Tuchfabrik Mehler nicht vorbei. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als die älteste Textilfabrik Deutschlands. Mehler ist auf die Herstellung hochwertiger Wollstoffe spezialisiert und bietet ein breites Spektrum von Lodenstoffen an. Für meine Jacke habe ich einen Mantelloden oder auch Tuchloden verwendet. Dieser Loden besitzt, da er nicht gefilzt wird, ein glatte und dichte Oberfläche. Mit seiner mittelschweren Qualität eignet er sich hervorragend für die Herstellung von Jacken oder Mänteln.

Für meine Jacke habe ich den Schnitt Hamburg von Pech und Schwefel verwendet. Da ich mir vor etwa zwei Jahren bereits schon einmal einen Mantel Hamburg genäht hatte, war der Schnitt für mich quasi schon ein alter Bekannter und ich wusste nun genau, was ich für mich an der Passform noch optimieren konnte. Der Schnitt ist eher figurnah angelegt und besitzt klassische Wiener Nähte im Vorderteil. Im Rückenteil kann man mit einer Raffung einen schönen Akzent setzen, was ich bei meiner Garderobe immer sehr bevorzuge. Eigentlich ist der Schnitt für Softshell konzipiert, welcher eine gewisse Dehnbarkeit besitzt. Aus diesem Grund habe ich für den gewebten Lodenstoff das Modell eine Nummer Größer zugeschnitten, um dem entgegen zu wirken.

Ein besonders schönes Detail bei Hamburg sind die Bündchen an der Kapuze und an den Ärmeln. Sie verleihen der Jacke ein pfiffiges und frisches Aussehen. Passend zum Namen des Schnittmusters habe ich ein sogenanntes Cuff-Bündchen des Designlabels Hamburger Liebe vernäht. Das Besondere bei diesen Bündchen ist, dass diese – im Gegensatz zu klassischer Bündchenware – einlagig vernäht werden und in verschiedensten Farbkonstallationen und Mustern angeboten werden.

Detailansicht der Kapuze mit Cuff-Bündchen, Belegen und Untertritt

Da der Schnitt eigentlich für Softshell ausgelegt wurde, ist bei der Jacke kein Innenfutter vorgesehen. Damit die Jacke eine möglichst schöne Innenseite hat, habe ich den Übergang von Bündchen und Kapuze sowie von Kapuze und Jacke mit einem weichen Jerseyschrägband eingefasst. Das sorgt einerseits für ein optisch schönes Finish, hat aber auch positive Auswirkungen auf den Tragekomfort.

Auch offen getragen kann sich die Jacke sehen lassen.

Ein funktional schönes Detail sind die an der Reißverschlussnaht miteingefassten Nahttaschen. Durch diesen kleinen Trick sind die Taschenbeutel wunderbar fixiert und stabilisiert. Für eine saubere und stabile Nahtversäuberung habe ich alle offen liegenden Innennähte mit der Overlockmaschine umkettelt. Ein besonderes Element stellt ein gestreiftes Ripsband an der Saumkante dar.

Den Saum habe ich mit einem Streifenband festgesteppt.

Bei ungefütterten Jacken stellt für mich der Reißverschluss immer eine kleine Problemzone dar. Damit bei offen und halb offen getragener Jacke nicht die offene Reißverschlusskante zu sehen ist, habe ich das Reißverschlussband auf der rechten Seite mit einem Falzgummi eingefasst. Die linke Reißverschlussseite besitzt bei dieser Jacke einen Untertritt, welcher das Reißverschlussband verdeckt. Diese Seite habe ich nicht zusätzlich eingefasst, da die vielen Stofflagen sonst sehr massiv wirken würden.

Mit Falzgummi eingefasster Reißverschluss für ein angenehm weiches Tragegefühl

Da gerade Jacken auch in der Öffentlich immer wieder mal an- und ausgezogen, über Stühle gehängt oder auch an Garderoben abgegeben werden, habe ich ein eigenes Textillabel für meine Jacke gestaltet. So bekommt die Jacke eine ganz besondere Wertigkeit verliehen und mit ein wenig Glück findet das Etikett einen interessierten Betrachter.

Ein selbstgestaltetes Label vollendet das selbstgenähte Unikat.